Mehrtagesfahrt des Weinordens Pfeddersheim an die Mosel
Ein weiteres Highlight im diesjährigen Veranstaltungskalender des Pfeddersheimer Weinordens war die Viertagesfahrt an die Mosel, genauer ins Weinanbaugebiet Bernkastel. Vor dem Besuch des Weingutes Kerpen in Wehlen und einchecken im Hotel Winzerverein in Zeltingen-Rachtig, war gemäß der festgelegten Ordensmaxime „Wein und Kultur“, eine Führung im Fischbacher Kupferbergwerk angesagt. Das Publikum erfuhr viel Wissenswertes über die im Jahre 1975 als erstes Besucherbergwerk in Rheinland-Pfalz eröffnete Kupfererzgrube bei Fischbach. Der Kupfererzbergbau in dieser Gegend ist seit dem 15. Jhd. urkundlich belegt. Wahrscheinlich nutzten bereits schon die Kelten und Römer die Bodenschätze. Seit dieser Zeit war das Hosenbachtal Mittelpunkt einer überregional bedeutenden Industrie. Die Geschichte des Fischbacher Bergbaus lässt sich grob in drei Perioden einteilen. Die längste Periode dauerte vom 15. Jhd. bis zum Dreißigjährigen Krieg, der in der gesamten Region ein Ende des Bergbaus mit sich brachte. Dann folgten Abbauperioden vom Ende des 17. Jhd. bis 1792 und schließlich eine letzte Phase zu Beginn des 20. Jhd. Im weltweiten Vergleich sind die Konzentrationen an Kupfer im Roherz sehr hoch. Allerdinge ist der Gesamtinhalt der Lagerstätte sehr gering. Die im gesamten Hosenbachtal vorhandene Menge an Kupfer, wohl nur wenige Tausend Tonnen Kupfermetall, wird in den Großtagebauen in Chile oder den USA an einem einzigen Tag gefördert. Jahrtausende hindurch wurden mit Schlägel (Hammer) und Eisen (Keil am Stiel) – (in gekreuzter Form Symbol des Bergbaus), die riesigen Stollen, Streckensysteme und Weitungen in mühseliger, unermüdlicher Arbeit vorangetrieben. Die Fischbacher Kupfererzgrube hat die größte von Menschen geschlagene Weitung (großer untertägiger Hohlraum) in Europa. Der Berg – und Hüttenmann des Mittelalters genoss auf Grund seiner Fachkenntnisse besondere Privilegien. Er war stets ein freier Mann, war von Steuern befreit, hatte freies Geleit und Wegerecht, unterstand einer eigener Berggerichtsbarkeit und durfte Waffen tragen. Auf Grund seiner guten Besoldung konnte er sich ausreichend gut ernähren. Für die Bergleute wurde eine bemerkenswerte soziale Fürsorge ausgeübt. Es bestand eine Unterstützungskasse, Bruderbüchse genannt. In diese Einrichtung musste jeder Arbeiter seinen „Büchsenpfennig“ entrichten. Sie diente zur Unterstützung alter und kranker Bergleute sowie die von hilflosen Witwen und Waisen, auch der Bezahlung von Ärzten sowie Beerdigungskosten und war der Vorläufer der heutigen Knappschaftskassen. Durch die Folgen des austretenden giftigen Arsens bei der Erzverhüttung blieben viele Bergleute kleinwüchsig. Mit ihren langen Bärten (Entfall der mittelalterlichen Bartsteuer) und mit Stroh ausgepolsterten Mützen (Helmersatz) dienten sie als Vorlage für die Figuren der sieben Zwerge in Grimms Märchen. Die rund einstündige Führung durch eine atemberaubende, märchenhafte Unterwelt mit Stalaktiten und Stalagmiten, türkisblauen oder prachtvoll smaragdgrünen, traubenförmigen Kupferausscheidungen sowie flimmernde und schimmernde Millionen kleiner Kristalle im Schein der Lichter, erweckte den malerischen Anblick, der an Feenpaläste oder Thronsäle der Bergfürsten erinnert.
Weiter führte die Tour zum Weingut Kerpen in Bernkastel – Wehlen im Herzen der Mittelmosel zu einer Raritätenkellerführung. Die Familie bewirtschaftet schon seit 250 Jahren Weinbau, mittlerweile 9,5 ha Rebfläche, davon 95 % Riesling und 5 % Spätburgunder, alles in Handlese. Martin Kerpen ist Vorstandsvorsitzender im „Bernkasteler Ring“, der ältesten, 1899 gegründeten Weinversteigerungsgesellschaft Deutschlands. In der nun beginnenden Weinprobe durften die Gäste folgende Weine verkosten: 2021er Graacher Himmelreich Riesling Kabinett trocken, 2020er Graacher Domprobst Riesling Spätlese trocken, Kollektion Kerpen – Graacher Himmelreich – 2022er Riesling Kabinett feinherb, 2019er Bernkasteler Bratenhöfchen Riesling
Auslese feinherb, 2018er Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese und als besondere Rarität 2003er Graacher Domprobst Riesling Auslese. Die Voraussetzungen für eine Mitgliedshaft im Bernkasteler Ring sind seit der Gründung die Rebsortenart (Riesling Anbau), die Güte der Lagen, die Sorgfalt der Bebauung der Weinberge in den steilen Schieferlagen sowie die Qualität der Weine.
Nach einem wohlschmeckenden Eintopf mit Würstchen endete der erste Tag mit dem Bezug der Zimmer und gemeinsamen Abendessen.
Am Morgen des zweiten Tages erwartete das Weingut und Weinmuseum Schlagkamp Desoye in Senheim die Gäste zu einer Weinprobe. Zur Begrüßung wurde eine im Moselgebiet selten zu findenden Rarität, nämlich ein Riesling Secco trocken, angeboten. Der Juniorchef Andreas Schlagkamp- Desoye stellte seinen Gästen das Weingut mit dem von seinem Vater Dieter in 40 Jahren aufgebauten Weinmuseum vor. Dieses beinhaltet historische Winzer-, Fass- und Weinbehandlungsgeräte und ist mit seinen über 10.000 Exponaten weltweit einzigartig. Der Referent unterlegt seine Ausführungen mit humorvollen Geschichten über seine Familie. Seit über 400 Jahren (1602) steht das Weingut für die Weinkulturregion Mosel. Ihre weltweit einzigartigen Steillagen zu erhalten und historische Rebsorten zu rekultivieren, ist das Anliegen des Weingutes. Das Weinsortiment bildet die typischen Rebsorten und die unverwechselbare Bodencharakteristik der Mosel ab. Besonders stolz ist man auf den Elbling. Diese ist die älteste noch an der Mosel angebaute Rebsorte, die zurzeit eine Renaissance erlebt. Drei Hektar Anbaufläche bewirtschaftet Andreas Schlagkamp und seine Mitarbeiter nun in Eigenregie, weitere fünf Hektar werden von Kollegen nach seinen Vorgaben bearbeitet. Die Weinberge liegen im Umkreis von maximal drei Kilometern rund um das Weingut; die Steillagen wie Senheimer Lay und Bienengarten mit den Schieferböden sind zu 85 Prozent mit Riesling bestockt.
Nach einem deftigen Imbiss transportierte der Bus der Firma Kollerer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum nächsten Event, nämlich zum uralten Weingut Friderichs (seit 1469) in Ediger-Eller zu einer Käseweinprobe. Anno 1469 wurde erstmalig die Familie Friderichs urkundlich als Winzer erwähnt. Der traditionsreiche Familienbetrieb in Ediger an der Terrassenmosel bewirtschaftet derzeit ca. 4 ha Rebflächen. Sigrid Friderichs und Klaus Fett haben den seit Generationen geführten Familienbetrieb im Jahr 2005 von Klemens Friderichs übernommen und modernisiert. Die Steillagenweinberge wurden auf Querterrassierung umgestellt, um eine bessere Bewirtschaftung zu ermöglichen. Die Toplagen Calmont (über 60 % Hangneigung und steilster Weinberg Europas), Elzhofberg, Osterlämmchen und Feuerberg werden hier bewirtschaftet. Auch hat der Winzer seit 1986 Rotweine (Dornfelder) in seinem Sortiment, dies war bis 1987 an der Mosel verboten.
Am nächsten Morgen war wieder Kultur angesagt; die Gästeführer des Cusanusstiftes in Bernkastel-Kues erwarteten die Gesellschaft am Eingang des Hospitalbaus. Der Philosoph, Theologe, Mathematiker, Physiker, päpstlicher Legat, Kardinal und Fürstbischof von Brixen, Nikolaus von Kues (1401 bis 1464), auch Cusanus genannt, stiftete 1458 in seinem Geburtsort das St. Nikolaus-Hospital/Cusanusstift als Armen – und Altenheim. Hier sollten 33 arme und alte Männer aus der Umgebung von Kues eine dauerhafte Bleibe finden. Allen Kriegen, Krisen und Notlagen zum Trotz besteht die Stiftung nunmehr seit weit über 500 Jahren mit dem Ziel, die Erinnerung an Nikolaus von Kues und seine Familie wach zu halten sowie Senioren und Seniorinnen ein neues Zuhause zu bieten. Das Stift umfasst auch ein Altenheim und ein Weingut, welches zum Bernkasteler Ring gehört. Die Stiftsanlage besteht aus dem alten Hospitalbau, den umliegenden Wirtschaftsgebäuden sowie dem ehemaligen Moselkrankenhaus. Den Kern der Anlage bietet allerdings das alte Hospitalgebäude, das zwischen 1452 und 1556 im spätgotischen Stil erbaut und im 18. Jhd. umgebaut und erweitert wurde. Auf den vielen Reisen, die Cusanus von Paris nach Konstantinopel brachten, versuchte er
stets kostbare und besondere Handschriften für seine eigene Büchersammlung zu erwerben, die somit zu einer der bedeutenden Privatbibliotheken des 15.Jhd. anwuchs und die drittgrößte Sammlung mittelalterlicher Handschriften in Rheinland-Pfalz darstellt. In seinem Testament vom 6.August 1464 verfügte Cusanus, dass seine Bibliothek nach seinem Tod von Italien nach Kues in das von ihm und seiner Familie gestifteten St. Nikolaus-Hospital überführt werden soll.
Am späten Vormittag erlebten die Gäste die Stadt Traben-Trarbach zunächst oberirdisch, entlang an Alleen und Uferanlagen der Mosel, vorbei an wundervollen Prachtvillen und Kellereigebäuden im Jugendstil, um dann in deren Unterwelt einzutauchen.
Um 1900 war die Doppelstadt Traben-Trarbach das größte Weinhandelszentrum im Deutschen Kaiserreich und stellte neben Bordeaux den größten Weinhandelsumschlagplatz der Welt dar. Der florierende Weinhandel mit Moselwein hatte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Preise für Moselriesling stiegen ins Unermessliche. Aus diesem Grunde wurden in der zweiten Hälfte des 19 Jhd. die Kapazitäten der Traben-Trarbacher Weinkeller vergrößert und wie in keiner zweiten Moselgemeinde große Flächen des Stadtkerns, mit teilweise mehrstöckigen und über 100 m langen Gewölben, unterkellert. Einige dieser Keller stehen auch für Konzerte und Feierlichkeiten zur Verfügung. Dazu gehört auch der „Mosel-Wein-Nachts-Markt“- der Weihnachtsmarkt in der Traben-Trarbacher Unterwelt. Der Gästeführer referierte sehr spannend im mystischen Halbdunkel mittels Power-Point Präsentation über die Geschichte des historischen Weinbaus und der alten Kellertechnik sowie Wissenswertes über die Kellereiwirtschaft und den Weinhandel aus der damaligen und heutigen Zeit. Anschließend trafen sich die Gäste im Brückenkeller zu einer Weinprobe, organisiert von dem sich mittlerweile in der 8. Generation befindlichen Weingutes Emert aus Traben-Trarbach.
Das nächste Event beinhaltete die Besichtigung mit Weinprobe des Weingutes Lois Klein. Sitz des Weingutes ist ein markantes historisches Weinhandelsgebäude am Trarbacher Moselufer, 1896 gebaut. Dessen Weine wachsen auf insges. ca. 11 ha rund um Traben, Wolf, Kröv und Kinheim an der Mittelmosel. Eine Besonderheit für Moselverhältnisse ist dessen großes Rotweinangebot. 25 % der Gesamtfläche ist mit roten Sorten bestückt, auch Merlot, Spätburgunder und Schwarzriesling. Im Keller reift neben weißen und roten Barriqueweinen auch ein Natural Orange Wein in der Amphore. Die Hanglagen mit 65 % Steigung können nur mit speziellen Maschinen bearbeitet werden, die auch das Spritzen übernehmen. Für die Beweidung werden extra Zwergzebus gehalten.
Am letzten Vormittag genossen die Weinfreundinnen und Weinfreunde eine zweistündige Planwagenfahrt, hoch hinauf in die Weinberge, organisiert vom Weingut Knobloch in Klotten. Den Gästen eröffneten sich herrliche Ausblicke auf die romantische Mosellandschaft an diesem Sonntagmorgen bei einem Glas Wein. Die anschließende Weindegustation und das Mittagessen fand im Gewölbekeller des Weingutes statt. Patrick Knobloch stellte den Gästen seine Weine vor (vorwiegend Riesling), referierte über seinen 3,5 ha großen Betrieb (fast ausschließlich Steil- und Steilstlagen), über die Vor-und Nachteile der Querterrassierung und vieles mehr.
Der Vorsitzende des Weinordens Pfeddersheim, Werner Gradinger, dankte unter Beifall der Teilnehmer und Teilnehmerinnen Thomas Peters für die bestens vorbereitete und perfekt gelungene Organisation der Moselfahrt.
Peter Behringer
Ein weiteres Highlight im diesjährigen Veranstaltungskalender des Pfeddersheimer Weinordens war die Viertagesfahrt an die Mosel, genauer ins Weinanbaugebiet Bernkastel. Vor dem Besuch des Weingutes Kerpen in Wehlen und einchecken im Hotel Winzerverein in Zeltingen-Rachtig, war gemäß der festgelegten Ordensmaxime „Wein und Kultur“, eine Führung im Fischbacher Kupferbergwerk angesagt. Das Publikum erfuhr viel Wissenswertes über die im Jahre 1975 als erstes Besucherbergwerk in Rheinland-Pfalz eröffnete Kupfererzgrube bei Fischbach. Der Kupfererzbergbau in dieser Gegend ist seit dem 15. Jhd. urkundlich belegt. Wahrscheinlich nutzten bereits schon die Kelten und Römer die Bodenschätze. Seit dieser Zeit war das Hosenbachtal Mittelpunkt einer überregional bedeutenden Industrie. Die Geschichte des Fischbacher Bergbaus lässt sich grob in drei Perioden einteilen. Die längste Periode dauerte vom 15. Jhd. bis zum Dreißigjährigen Krieg, der in der gesamten Region ein Ende des Bergbaus mit sich brachte. Dann folgten Abbauperioden vom Ende des 17. Jhd. bis 1792 und schließlich eine letzte Phase zu Beginn des 20. Jhd. Im weltweiten Vergleich sind die Konzentrationen an Kupfer im Roherz sehr hoch. Allerdinge ist der Gesamtinhalt der Lagerstätte sehr gering. Die im gesamten Hosenbachtal vorhandene Menge an Kupfer, wohl nur wenige Tausend Tonnen Kupfermetall, wird in den Großtagebauen in Chile oder den USA an einem einzigen Tag gefördert. Jahrtausende hindurch wurden mit Schlägel (Hammer) und Eisen (Keil am Stiel) – (in gekreuzter Form Symbol des Bergbaus), die riesigen Stollen, Streckensysteme und Weitungen in mühseliger, unermüdlicher Arbeit vorangetrieben. Die Fischbacher Kupfererzgrube hat die größte von Menschen geschlagene Weitung (großer untertägiger Hohlraum) in Europa. Der Berg – und Hüttenmann des Mittelalters genoss auf Grund seiner Fachkenntnisse besondere Privilegien. Er war stets ein freier Mann, war von Steuern befreit, hatte freies Geleit und Wegerecht, unterstand einer eigener Berggerichtsbarkeit und durfte Waffen tragen. Auf Grund seiner guten Besoldung konnte er sich ausreichend gut ernähren. Für die Bergleute wurde eine bemerkenswerte soziale Fürsorge ausgeübt. Es bestand eine Unterstützungskasse, Bruderbüchse genannt. In diese Einrichtung musste jeder Arbeiter seinen „Büchsenpfennig“ entrichten. Sie diente zur Unterstützung alter und kranker Bergleute sowie die von hilflosen Witwen und Waisen, auch der Bezahlung von Ärzten sowie Beerdigungskosten und war der Vorläufer der heutigen Knappschaftskassen. Durch die Folgen des austretenden giftigen Arsens bei der Erzverhüttung blieben viele Bergleute kleinwüchsig. Mit ihren langen Bärten (Entfall der mittelalterlichen Bartsteuer) und mit Stroh ausgepolsterten Mützen (Helmersatz) dienten sie als Vorlage für die Figuren der sieben Zwerge in Grimms Märchen. Die rund einstündige Führung durch eine atemberaubende, märchenhafte Unterwelt mit Stalaktiten und Stalagmiten, türkisblauen oder prachtvoll smaragdgrünen, traubenförmigen Kupferausscheidungen sowie flimmernde und schimmernde Millionen kleiner Kristalle im Schein der Lichter, erweckte den malerischen Anblick, der an Feenpaläste oder Thronsäle der Bergfürsten erinnert.
Weiter führte die Tour zum Weingut Kerpen in Bernkastel – Wehlen im Herzen der Mittelmosel zu einer Raritätenkellerführung. Die Familie bewirtschaftet schon seit 250 Jahren Weinbau, mittlerweile 9,5 ha Rebfläche, davon 95 % Riesling und 5 % Spätburgunder, alles in Handlese. Martin Kerpen ist Vorstandsvorsitzender im „Bernkasteler Ring“, der ältesten, 1899 gegründeten Weinversteigerungsgesellschaft Deutschlands. In der nun beginnenden Weinprobe durften die Gäste folgende Weine verkosten: 2021er Graacher Himmelreich Riesling Kabinett trocken, 2020er Graacher Domprobst Riesling Spätlese trocken, Kollektion Kerpen – Graacher Himmelreich – 2022er Riesling Kabinett feinherb, 2019er Bernkasteler Bratenhöfchen Riesling
Auslese feinherb, 2018er Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese und als besondere Rarität 2003er Graacher Domprobst Riesling Auslese. Die Voraussetzungen für eine Mitgliedshaft im Bernkasteler Ring sind seit der Gründung die Rebsortenart (Riesling Anbau), die Güte der Lagen, die Sorgfalt der Bebauung der Weinberge in den steilen Schieferlagen sowie die Qualität der Weine.
Nach einem wohlschmeckenden Eintopf mit Würstchen endete der erste Tag mit dem Bezug der Zimmer und gemeinsamen Abendessen.
Am Morgen des zweiten Tages erwartete das Weingut und Weinmuseum Schlagkamp Desoye in Senheim die Gäste zu einer Weinprobe. Zur Begrüßung wurde eine im Moselgebiet selten zu findenden Rarität, nämlich ein Riesling Secco trocken, angeboten. Der Juniorchef Andreas Schlagkamp- Desoye stellte seinen Gästen das Weingut mit dem von seinem Vater Dieter in 40 Jahren aufgebauten Weinmuseum vor. Dieses beinhaltet historische Winzer-, Fass- und Weinbehandlungsgeräte und ist mit seinen über 10.000 Exponaten weltweit einzigartig. Der Referent unterlegt seine Ausführungen mit humorvollen Geschichten über seine Familie. Seit über 400 Jahren (1602) steht das Weingut für die Weinkulturregion Mosel. Ihre weltweit einzigartigen Steillagen zu erhalten und historische Rebsorten zu rekultivieren, ist das Anliegen des Weingutes. Das Weinsortiment bildet die typischen Rebsorten und die unverwechselbare Bodencharakteristik der Mosel ab. Besonders stolz ist man auf den Elbling. Diese ist die älteste noch an der Mosel angebaute Rebsorte, die zurzeit eine Renaissance erlebt. Drei Hektar Anbaufläche bewirtschaftet Andreas Schlagkamp und seine Mitarbeiter nun in Eigenregie, weitere fünf Hektar werden von Kollegen nach seinen Vorgaben bearbeitet. Die Weinberge liegen im Umkreis von maximal drei Kilometern rund um das Weingut; die Steillagen wie Senheimer Lay und Bienengarten mit den Schieferböden sind zu 85 Prozent mit Riesling bestockt.
Nach einem deftigen Imbiss transportierte der Bus der Firma Kollerer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum nächsten Event, nämlich zum uralten Weingut Friderichs (seit 1469) in Ediger-Eller zu einer Käseweinprobe. Anno 1469 wurde erstmalig die Familie Friderichs urkundlich als Winzer erwähnt. Der traditionsreiche Familienbetrieb in Ediger an der Terrassenmosel bewirtschaftet derzeit ca. 4 ha Rebflächen. Sigrid Friderichs und Klaus Fett haben den seit Generationen geführten Familienbetrieb im Jahr 2005 von Klemens Friderichs übernommen und modernisiert. Die Steillagenweinberge wurden auf Querterrassierung umgestellt, um eine bessere Bewirtschaftung zu ermöglichen. Die Toplagen Calmont (über 60 % Hangneigung und steilster Weinberg Europas), Elzhofberg, Osterlämmchen und Feuerberg werden hier bewirtschaftet. Auch hat der Winzer seit 1986 Rotweine (Dornfelder) in seinem Sortiment, dies war bis 1987 an der Mosel verboten.
Am nächsten Morgen war wieder Kultur angesagt; die Gästeführer des Cusanusstiftes in Bernkastel-Kues erwarteten die Gesellschaft am Eingang des Hospitalbaus. Der Philosoph, Theologe, Mathematiker, Physiker, päpstlicher Legat, Kardinal und Fürstbischof von Brixen, Nikolaus von Kues (1401 bis 1464), auch Cusanus genannt, stiftete 1458 in seinem Geburtsort das St. Nikolaus-Hospital/Cusanusstift als Armen – und Altenheim. Hier sollten 33 arme und alte Männer aus der Umgebung von Kues eine dauerhafte Bleibe finden. Allen Kriegen, Krisen und Notlagen zum Trotz besteht die Stiftung nunmehr seit weit über 500 Jahren mit dem Ziel, die Erinnerung an Nikolaus von Kues und seine Familie wach zu halten sowie Senioren und Seniorinnen ein neues Zuhause zu bieten. Das Stift umfasst auch ein Altenheim und ein Weingut, welches zum Bernkasteler Ring gehört. Die Stiftsanlage besteht aus dem alten Hospitalbau, den umliegenden Wirtschaftsgebäuden sowie dem ehemaligen Moselkrankenhaus. Den Kern der Anlage bietet allerdings das alte Hospitalgebäude, das zwischen 1452 und 1556 im spätgotischen Stil erbaut und im 18. Jhd. umgebaut und erweitert wurde. Auf den vielen Reisen, die Cusanus von Paris nach Konstantinopel brachten, versuchte er
stets kostbare und besondere Handschriften für seine eigene Büchersammlung zu erwerben, die somit zu einer der bedeutenden Privatbibliotheken des 15.Jhd. anwuchs und die drittgrößte Sammlung mittelalterlicher Handschriften in Rheinland-Pfalz darstellt. In seinem Testament vom 6.August 1464 verfügte Cusanus, dass seine Bibliothek nach seinem Tod von Italien nach Kues in das von ihm und seiner Familie gestifteten St. Nikolaus-Hospital überführt werden soll.
Am späten Vormittag erlebten die Gäste die Stadt Traben-Trarbach zunächst oberirdisch, entlang an Alleen und Uferanlagen der Mosel, vorbei an wundervollen Prachtvillen und Kellereigebäuden im Jugendstil, um dann in deren Unterwelt einzutauchen.
Um 1900 war die Doppelstadt Traben-Trarbach das größte Weinhandelszentrum im Deutschen Kaiserreich und stellte neben Bordeaux den größten Weinhandelsumschlagplatz der Welt dar. Der florierende Weinhandel mit Moselwein hatte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Preise für Moselriesling stiegen ins Unermessliche. Aus diesem Grunde wurden in der zweiten Hälfte des 19 Jhd. die Kapazitäten der Traben-Trarbacher Weinkeller vergrößert und wie in keiner zweiten Moselgemeinde große Flächen des Stadtkerns, mit teilweise mehrstöckigen und über 100 m langen Gewölben, unterkellert. Einige dieser Keller stehen auch für Konzerte und Feierlichkeiten zur Verfügung. Dazu gehört auch der „Mosel-Wein-Nachts-Markt“- der Weihnachtsmarkt in der Traben-Trarbacher Unterwelt. Der Gästeführer referierte sehr spannend im mystischen Halbdunkel mittels Power-Point Präsentation über die Geschichte des historischen Weinbaus und der alten Kellertechnik sowie Wissenswertes über die Kellereiwirtschaft und den Weinhandel aus der damaligen und heutigen Zeit. Anschließend trafen sich die Gäste im Brückenkeller zu einer Weinprobe, organisiert von dem sich mittlerweile in der 8. Generation befindlichen Weingutes Emert aus Traben-Trarbach.
Das nächste Event beinhaltete die Besichtigung mit Weinprobe des Weingutes Lois Klein. Sitz des Weingutes ist ein markantes historisches Weinhandelsgebäude am Trarbacher Moselufer, 1896 gebaut. Dessen Weine wachsen auf insges. ca. 11 ha rund um Traben, Wolf, Kröv und Kinheim an der Mittelmosel. Eine Besonderheit für Moselverhältnisse ist dessen großes Rotweinangebot. 25 % der Gesamtfläche ist mit roten Sorten bestückt, auch Merlot, Spätburgunder und Schwarzriesling. Im Keller reift neben weißen und roten Barriqueweinen auch ein Natural Orange Wein in der Amphore. Die Hanglagen mit 65 % Steigung können nur mit speziellen Maschinen bearbeitet werden, die auch das Spritzen übernehmen. Für die Beweidung werden extra Zwergzebus gehalten.
Am letzten Vormittag genossen die Weinfreundinnen und Weinfreunde eine zweistündige Planwagenfahrt, hoch hinauf in die Weinberge, organisiert vom Weingut Knobloch in Klotten. Den Gästen eröffneten sich herrliche Ausblicke auf die romantische Mosellandschaft an diesem Sonntagmorgen bei einem Glas Wein. Die anschließende Weindegustation und das Mittagessen fand im Gewölbekeller des Weingutes statt. Patrick Knobloch stellte den Gästen seine Weine vor (vorwiegend Riesling), referierte über seinen 3,5 ha großen Betrieb (fast ausschließlich Steil- und Steilstlagen), über die Vor-und Nachteile der Querterrassierung und vieles mehr.
Der Vorsitzende des Weinordens Pfeddersheim, Werner Gradinger, dankte unter Beifall der Teilnehmer und Teilnehmerinnen Thomas Peters für die bestens vorbereitete und perfekt gelungene Organisation der Moselfahrt.
Peter Behringer