Erdteilweinprobe – Eine Reise durch Südamerika
Juan Höfferle, Experte für südamerikanische Weine zu Gast beim Weinorden Pfeddersheim.
Von Peter Behringer
Der Weinorden Pfeddersheim, der in diesem Jahr sein fünfzigstes Jubiläum feiert, versucht über seinen bisherigen Horizont hinaus seine Mitglieder und Gäste mit Weinen aus anderen Erdteilen zu begeistern.
Der Vorsitzende Werner Gradinger konnte zahlreiche Gäste und selbstverständlich den Referenten Juan Höfferle mit einem herzlichen Vivat Paterna – Vivat Vinum begrüßen.
J.M. Höfferle Int. Hdl. GmbH in Hamburg ist ein familiengeführtes Unternehmen mit über 40 Jahren Erfahrung und Tradition im Import und der Distribution südamerikanischer Weine und Spezialitäten in Deutschland.
Anfänglich belieferte es vor allem Steakhäuser mit argentinischen Weinen.
Nahezu alle Weingüter, die von der J.M. Höfferle GmbH vertreten werden, sind Familienbetriebe, mit denen man auch persönliche Kontakte pflegt.
Der nun folgende Vortrag mit beeindruckenden Bildern bot den Anwesenden einen interessanten Überblick über den Weinanbau-und Herstellung sowie diverse Weinlagen in Argentinien und Chile. Dazu verkosteten die Teilnehmenden einen argentinischen Begrüßungssekt „Jasmin Monet White Brut“ aus Mendoza und folgende Weine, allesamt aus Argentinien:
• Tannat, von der Finca Las Nubes
• Bonarda, vom Wgt Jorge Rubio
• Malbec, vom Wgt Jorge Rubio
• Torrontes, von der Finca Las Nubes
• Chardonnay, von der Finca Gabriel
• Rose Malbec, von der Finca Gabriel
• Rose Syrah mild, von der Finca Gabriel
In Argentinien existieren sieben offizielle Weinregionen: Mendoza, Salta, Neuquén, Río Negro, Catamarca, La Rioja und San Juan.
Die 900 Kilometer westlich von Buenos Aires gelegene Region Mendoza ist hierbei mit Abstand die bedeutendste und mit knapp 160.000 Hektar auch die größte Region. Von Santiago de Chile kommend liegt sie direkt jenseits der Anden und auf Mendoza allein entfallen 80 Prozent der Gesamtproduktion Argentiniens. Mendoza ist eine Trockensteppe, die sogar von kleineren Sandwüsten durchzogen ist. Hier scheint 300 Tage im Jahr die Sonne und es regnet jährlich nur 220 Millimeter. So ist der Weinbau praktisch nur durch künstliche Bewässerung möglich. Allerdings sorgen die Höhenlagen der Weinberge für milde Temperaturen und somit ideale Bedingungen für den Weinbau. Im Durchschnitt wird der Wein auf 500 bis 800 Metern angebaut, jedoch gibt es auch Lagen in bis zu 1.200 Metern Höhe. Die Zentralregion Mendozas gilt wortwörtlich als Zentrum des argentinischen Weinbaus und die Subregion Uco Valley (Valle de Uco) wiederum als die Herzkammer des Malbecs.
Die Regionen Neuquén und Río Negro befinden sich im Süden Patagoniens, während die auf Torrontés spezialisierte Region Salta im Norden des Landes, nahe
der Grenze zu Bolivien liegt. Catamarca, La Rioja und San Juan sind im Ausland weniger bekannt und versorgen praktisch ausschließlich den einheimischen Markt.
Erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hat sich das Weinland Argentinien zu einem der dynamischsten Weinexporteure weltweit gemausert. Zu verdanken hat das Land diesen Erfolg vor allem einer Rebsorte, dem roten Malbec. Diese Sorte aus dem Südwesten Frankreichs bringt in Argentinien hervorragende Weine hervor und wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts aus Frankreich ins Land gebracht – und zwar noch vor der verheerenden Reblaus-Epidemie in Europa. Diese Tatsache sorgt für ein gewisses Kuriosum: Im Gegensatz zu den französischen Reben, die wegen der Reblaus alle auf amerikanische, reblausresistente Wurzeln gepfropft werden mussten, stehen die Malbec-Reben in Argentinien noch auf den ursprünglichen Wurzeln. Solche „wurzelechten“ Reben findet man in Europa nur noch sehr selten.
Die Produktionsmenge des Malbec dominiert Argentinien und mittlerweile findet man nirgendwo auf der Welt so viel Rebfläche, die dieser Rebsorte gewidmet ist (etwa 98.000 Hektar). Trotzdem werden in Argentinien noch weitere interessante Rotweine produziert. Vor allem aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Bonarda (in Italien „Charbono“ genannt), Syrah, Tempranillo und Pinot Noir.
Die populärste Weißwein-Rebsorte Argentiniens ist der Torrontés Riojano. Meist einfach Torrontés genannt – auch wenn er nicht mit den in Spanien oder Portugal ebenfalls als Torrontés bezeichneten Rebsorte zu verwechseln ist. Der argentinische Torrontés lässt Weine entstehen, die einen blumigen, tropisch anmutenden und sehr intensiven Charakter haben. Aufgrund der natürlichen Veranlagung der Rebsorte, aber auch der Höhenlagen des Landes, verfügen die Weine in der Regel über eine gute Säurestruktur. Das Weinland Argentinien produziert aber auch andere Weißweine, allen voran Chardonnay, aber auch Sauvignon Blanc und Pinot Grigio.
Der verkostete Rotwein aus Chile, ein „Carmenére“ stammt vom chilenischen Weingut „Viejo Feo“ aus dem Valle de Maule.
Von der Küste bis zu den Anden, die sich als schier unüberwindbare Grenze zwischen Chile und Argentinien massiv auftürmen, könnten Klima und Böden nicht unterschiedlicher sein. Das beste Beispiel ist das chilenische Valle del Maule, das den Süden der übergeordneten Weinregion Valle Central prägt. An den markanten Küstenkordilleren, die mit ihren bis zu 1.000 Meter hohen Felsen eine eigene Gebirgskette bilden, findet man ganz andere Weinbaubedingungen als im heißen Tal in der Mitte des Gebiets oder an den windigen Andenausläufern.
Das Valle del Maule ist nicht nur das größte Weinanbaugebiet im Valle Central, sondern auch das älteste in Chile überhaupt. Bereits im 16. Jahrhundert pflanzten hier spanische Kolonisten die ersten Reben in die schwere Erde am Río Maule, dem Fluss, der dem Gebiet seinen Namen gab. Damals war es vor allem die rote Rebsorte País, die es zu echtem Ruhm schaffte.
Auch der rote „Carmenére“, vom chilenischen Weingut „Viejo Feo“ das rund 50 ha Weinbau im Valle de Casablanca betreibt, kann sich sehen, bzw. trinken lassen. Der Carmenere stammt ursprünglich aus Frankreich, es gab lange Zeit Probleme mit dem Anbau.
Abschließende Dankesworte für die gelungene Veranstaltung richtete Werner Gradinger nun an alle Protagonisten und Helfer, die sich für die Gestaltung und Abwicklung dieser Veranstaltung verdient gemacht hatten, an Vera Berdes mit ihrer stilvollen Dekoration, vor allem aber an Juan Höfferle mit seinen ausgezeichneten Weinen.