Das Thema des Abends „50 Jahre Entwicklung der Weinkultur“ war Anlass für eine Weinprobe mit einem Begrüßungssekt und 8 verschiedenen traditionellen Weinen anerkannter Winzer aus Rheinhessen, die fundiert von Ordensmitglied und Kundenbetreuer des BASF-Weinkellers, Thomas Peters, vorgestellt wurden. Das Repertoire der Degustation beinhaltete Weine aus Spitzenlagen wie z.B. vom Niersteiner Glöck, aus Pfeddersheim, Ockenheim, Dittelsheim-Heßloch und Flörsheim-Dalsheim, die mit den jeweils auf Tellern angerichteten Häppchen geschmacklich optimal korrespondierten. Otto Schätzel referierte in zwei Abschnitten über die Entstehung und den Werdegang Rheinhessens, vor allem ab der napoleonischen Zeit und die Folgen der Entscheidungen des Wiener Kongresses bezüglich der Entwicklung des Weinbaus, der Kellerwirtschaft und Weinkultur. Er betonte immer wieder die französische Vergangenheit mit ihrer Beeinflussung, Formung und Prägung der rheinhessischen Bevölkerung, die sich heute noch in deren Denken und Sprache manifestiert. Interessiert erfuhren die Gäste, dass Rheinhessen das größte Weinanbaugebiet, aber die Pfalz das größte Riesling Anbaugebiet in Deutschland sei. Rheinhessen ist zudem eines der traditionsreichsten Anbaugebiete, in dem bereits seit 20 v. Chr. Wein angebaut wird.
In Nierstein befindet sich die älteste, um das Jahr 742 urkundlich belegte Weinlage Deutschlands, der Niersteiner Glöck. Weiterhin erläuterte der Referent, dass Rheinhessen-Weine im 19. Jhd. bis vor dem Ersten Weltkrieg bei internationalen Auktionen Spitzenpreise erzielten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Weinhandel bis 1930 von den Franzosen stark eingeschränkt, um dann jedoch wieder zu prosperieren. Aber auch nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges ging es schnell wieder bergauf. Auf einer der ersten Auktionen im Juli 1949 konnten in London die ersten Erfolge mit deutschen Spitzengewächsen erzielt werden, darunter 1929er Liebfrauenmilch Riesling Auslese und 1934er Liebfrauenmilch Superior. Der Niersteiner Riesling z.B. genoss einen legendären Ruf. Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es allerdings eine Phase, in der zu sehr auf Quantität geachtet wurde, was den Ruf des rheinhessischen Weines nachhaltig schädigte. In diesem Zusammenhang wurde die Liebfrauenmilch aus der gleichnamigen Großlage mehrfach genannt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts setzte jedoch ein Umdenken ein. Einer neuen Winzergeneration ist es zu verdanken, dass der rheinhessische Wein sich wieder eines guten Rufs erfreut. Rheinhessische Weingüter zählen zu den höchstdekorierten, und auch bekannte Weinkritiker und Weinführer heben die Qualität der Weine hervor. Meist handelt es sich um Riesling oder Silvaner, aber auch manche Rotweine werden hoch gehandelt. Kompromisslos auf Qualität setzenden Winzern (u. a. durch Ertragsbegrenzung, kontrollierte Vergärung usw.) gelingt es zunehmend, die geologische Vielfalt der Region zu nutzen und absolute Spitzengewächse zu erzeugen. Otto Schätzel beendete sein Referat mit der Aussage, dass die Symbiose von Weinkultur und Tourismus für die Entwicklung von Rheinhessen unabdingbar sei, aber auch die Weinbotschafter und Weinorden würden dazu einen großen Beitrag leisteten. Nach großem Applaus dankte Günter Bleise beiden Referenten und verabschiedete diese mit einem Weinpräsent, um dann die Gäste auf anstehende Ehrungen und Aufnahmen von neuen Ordensmitgliedern vorzubereiten. Leider konnten die beiden Gründungsmitglieder Willi Löv (45 Jahre), Karl-Herrmann Tiemann (45 Jahre), außerdem Willi Eller (40 Jahre), Dr. Klaus de Haas (35 Jahre), Friedhelm Flögel (30 Jahre), ihre Ehrenurkunden nicht persönlich in Empfang nehmen. Deshalb konnte Güner Bleise nur Julius Beck für seine 35 jährige Mitgliedschaft persönlich danken und ihm die Urkunde überreichen. In der nun folgenden Zeremonie der Neuaufnahmen stellten sich die Anwärter einzeln vor um dann gemeinsam die Ordensregeln-und ziele vorzulesen. Folgende neue Ordensmitglieder wurden vom Vorsitzenden mit dem obligatorischen Schlag mit dem „Wingertsknorze“ in den Weinorden aufgenommen:
Rita Lippert, Michelle Gerber und Uwe Albrecht. Nach dem gemeinsamen Singen des Ordensliedes beendete Günter Bleise die Veranstaltung, aber nicht ohne vorher allen Protagonisten und Helfern zu danken, die sich für die Gestaltung und Abwicklung dieser gelungenen Veranstaltung verdient gemacht haben, sowie den Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde.
Peter Behringer